Aussenhaltung von Meerschweinchen im Winter Die Meerschweinchen kommen aus Südamerika und leben in den Anden – dort ist es auch kalt im Winter. Sie vertragen Kälte also eigentlich gut, und können auch hierzulande das ganze Jahr draussen gehalten werden. Die Frage ist vielmehr, ob die Betreuungsperson sich an der Kälte auch wohlfühlt. Denn füttern, misten und die Tiere beobachten braucht im Winter mindestens so viel Zeit wie zu anderen Jahreszeiten. Junge robuste Tiere fühlen sich ganzjährig wohl draussen. Ganz alte Tiere nehme ich aber lieber an die Wärme – sie sind fast immer zu mager, um genug Reserve zu haben für die kalte Jahreszeit. Besser ist, wenn die Meerschweinchen nicht nur zu zweit sind, sondern eine richtige Gruppe von vier oder mehr Tieren. Sie bewegen sich nicht nur mehr, sie können sich auch viel besser wärmen. Ein Gitterkäfig eignet sich natürlich für Aussenhaltung überhaupt nicht. Es fehlt nicht nur der dringend notwendige Schutz vor Kälte und Zugluft, so ein Käfig bietet auch viel zu wenig Bewegungsraum. Damit die Meerschweinchen sich warm halten können, brauchen sie, nebst einem gut geschützten Haus, viel Bewegung. Ihr Gehege muss gut strukturiert sein, mit vielen Verstecken. Es ist auch empfehlenswert, ausserhalb des Schlafhauses zu füttern – das zwingt die Meeris zu Standortwechseln. Es soll auch mehrere trockene Unterschlüpfe geben, für den Fall dass ein Tierchen von der Gruppe ausgeschlossen wird und anderswo übernachten muss. Die Ställe sind idealerweise isoliert, z.B. mit Styropor. Aber auch Schafwolle eignet sich als Isolationsmaterial. Massive Holzwände tun es in der Regel auch. Wir machen dann die Doppelwandigkeit, indem wir im Haus kleinere Holzhüttlein aufstellen. Diese können sich die Meerschweinchen mit ihrer Körperwärme selber heizen. Wichtig ist, dass die Aufenthaltsräume der Meerschweinchen nicht völlig verschlossen werden – die Tiere brauchen unbedingt Sauerstoff und Luftaustausch ist nötig, damit keine Staunässe entsteht. Die Feuchtigkeit macht den Tieren viel mehr zu schaffen als die Kälte. Wer die Tierchen in den üblichen Kaninchenställen hält (mindestens ein Doppelstall, damit sie sich bewegen können!), darf deshalb niemals die ganze Frontseite zumachen, und schon gar nicht mit Plexiglas. An einem sonnigen Tag könnte sonst eine Sauna entstehen. Oben muss mindestens ein mehrere Zentimeter breiter Spalt offen bleiben für den Luftaustausch. Möglich ist es auch, die Gittertüren nachts mit Wolldecken abzudecken – das hält die gröbste Kälte ab, verhindert aber den Luftaustausch nicht vollständig. Besser geeignet sind natürlich Hütten, die auf allen Seiten Holzwände haben. Hier sollen die Öffnungen nicht gegenüberliegend sein, sonst entsteht Durchzug. Am besten ist es, wenn die Fenster ganz oben sind, dann ist der Luftaustausch am besten gewährleistet. Man muss auch an die Kälte von unten denken – Hütten sollten einen stabilen Boden haben, und tief eingestreut werden. Im Winter mögen die Meerschweinchen auch Stroh als Isolation, am liebsten täglich frisches, dann sitzen sie immer trocken und warm. Auch draussen im Auslauf lieben es die Meerschweinchen nicht so feucht: Man muss schon bei der Wahl des Standortes des Geheges auch an den Winter denken, es darf nicht sumpfig und zugig sein. Da die Meerschweinchen nackte Fusssohlen haben (im Gegensatz etwa zu den Kaninchen, die richtige „Filzpantöffeli“ haben), lieben sie es auch nicht so besonders durch den Schnee zu laufen. Sie schätzen es, wenn man ihnen Trampelpfade macht, wenn es geschneit hat, oder wenn ihr Gehege grossflächig überdacht ist, und gar kein Schnee liegt. Meerschweinchen brauchen im Winter mehr Energie, fressen aber gleichzeitig weniger, wenn es so kalt ist. Sie brauchen also nahrhaftes Futter, und sollten sich im Herbst schon eine Winterreserve angefressen haben. Heu muss auch im Winter ständig zur Verfügung stehen. Obwohl es nicht sehr energiereiches Futter ist, produziert es bei der Verdauung Wärme – sobald es kalt ist, wird mehr davon gefressen. Kraftfutter in Form von Pellets kann nur gefressen werden, wenn genügend Wasser zur Verfügung steht – das ist an wirklich kalten Tagen ein Problem. Wenn es einfriert, muss es mindestens zweimal am Tag durch lauwarmes Wasser ersetzt werden. Trotzdem können die Meerschweinchen dann oft nicht so viel Wasser trinken, wie sie zu den Pellets brauchen. Deshalb reiche ich den Tieren an Frosttagen zusätzlich grobe Haferflocken. Auch das Saftfutter ist im Winter heikel: Es soll nicht gefrieren. Wir müssen also nur kleine Mengen aufs Mal anbieten, dafür halt mehrmals täglich. Wenn grosse Schneemengen fallen, wird es beschwerlich für den Besitzer: Dann muss der Schnee von den Gehegedächern geschaufelt werden, damit sie nicht einstürzen. Bei oben offenen Gehegen muss bedacht werden, dass die Schneemenge, die aussen liegt, den Zaun weniger hoch macht für Raubtiere. Schon mancherorts reichte die Sprungkraft des Fuchses in einer kalten Nacht, wenn er auf dem gefrorenen Schnee laufen konnte, plötzlich aus, um über den 1.80 m hohen Zaun zu springen.
Nehmen Sie die Meerschweinchen im Winter nicht an die Wärme. Wenn die Kinder sie streicheln wollen, müssen sie sich warm anziehen und zu den Tieren raus ins Gehege. Es wäre fatal, die an die Kälte gewohnten Tiere für kurze Zeit in die warme Stube zu nehmen (ungefähr so, wie wenn wir uns im Skianzug drinnen aufhalten – wir fangen innert Kürze massiv an zu schwitzen, und wenn wir wieder an die Kälte gehen, erkälten wir uns). Falls ein Tier, z.B. weil es krank ist, an die Wärme genommen werden muss, kann man es meist erst wieder im Frühling raus setzen, ausser Sie haben ungeheizte Räume und können die Temperatur so schrittweise senken.
Sommerhitze Nicht immer ist es bereits im Mai derart heiss wie dieses Jahr. Aber die Hitze ist für Meerschweinchen jeden Sommer ein Thema, für die in Aussenhaltung sehr viel mehr als die die drinnen leben. Aber auch bei Innenhaltung muss man aufpassen, dass das Gehege z.B. nicht grad vor dem Fenster steht und die Sonne drauf brennt. An sich ist es ja erstaunlich, wie anpassungsfähig die kleinen Nager aus Südamerika sind. Obwohl es ihnen bei gemässigten Temperaturen von etwa 15 Grad am wohlsten ist, können sie auch draussen überwintern (wo es doch auch in unseren Breitengraden während mehreren Wochen unter Null sein kann), und sie ertragen auch unsere Sommer. Hitze ist aber bedeutend heikler als Kälte – sehr schnell kann es zu einem Kreislaufkollaps kommen, da Meerschweinchen nicht schwitzen können. Sehr wichtig ist der Standort des Geheges draussen. Im Sommerhalbjahr soll die Sonne möglichst nicht in der Mittagszeit drauf brennen, und es darf kein Hitzestau entstehen. Am besten ist Beschattung durch einen ungiftigen Laubbaum. Auf Balkonen findet man nur selten ideale Bedingungen für die Meerschweinchenhaltung – auf den meisten brennt die Sonne im Sommer viel zu stark hin, und die Hitze staut sich.
Das Gehege muss dann auch je nach Jahreszeit ein bisschen angepasst werden. Im Winter schätzen wir ein stabiles, wetterfestes Dach (Dachpappe oder Blache) auch auf dem Auslauf, im Sommer wäre so etwas ein reines Treibhaus, und ungeeignet. Wo natürliche Beschattung durch Bäume oder Sträucher fehlt, muss der Mensch nachhelfen. Am besten sind luftdurchlässige Abdeckungen – darunter gibt es keinen Hitzestau. Je nach ästhetischem Empfinden können das ausgediente Fixleintücher sein (die lassen sich richtig schön um die Deckelrahmen spannen), oder Schilf- oder Bastmatten, die hingelegt werden (und dann ab und zu weggewindet werden, wenn sie nicht befestigt wurden). Ich habe auch schon Abdeckungen aus Jutestoff gesehen, und solche aus Armee-Tarn-Netzen. Je luftdurchlässiger um so besser, dann kann die Hitze nach oben weg. Auch Sonnenschirme sind denkbar – die müssen aber in der Regel im Verlauf des Tages mehrmals umplatziert werden, da sie nur eine kleine Schattenfläche bieten, die mit dem Lauf der Sonne wandert.
Auch die Schutzhäuser muss man etwas abändern für die heisse Jahreszeit: Nun braucht es Lüftungslöcher, z.B. Fenster hoch oben, die vergittert sind (und in der kalten Jahreszeit mit Plexiglas oder mit einem Holzschieber verschlossen werden können). Wichtig ist, dass kein Durchzug entsteht: Türöffnung des Hauses und Fenster sind idealerweise auf der gleichen Seite, nicht gegenüber. Hohe Häuser sind besser als solche, wo die Sonne unmittelbar über den Köpfen der Tiere aufs Dach brennt. Dächer mit Zwischenfächern, wo das Schlafgemach nicht direkt unter dem Dach ist, sondern dazwischen ein weiterer Boden eingebaut wurde, sind ideal. Im Gehege selber bieten natürlich auch Verstecke Schatten – auch hier sind solche gefragt, die nicht rundum geschlossen sind, wie z.B. Etagen auf Beinen oder Dreieckdächer oder Äste mit Laub dran (oder Nadelzweige).
Sehr beliebt sind an heissen Tagen Unterschlüpfe aus Stein, Betonröhren zum Beispiel. Auch halbierte Blumentöpfe oder Iglus aus Kunststein sind kühle Verstecke. Und sehr oft sind Steinplatten beliebt als kühlende Liegefläche. An ganz heissen Tagen schätzen manche Meerschweinchen auch kalte Bettflaschen: Mit kaltem Wasser gefüllte Flaschen, die ins Gehege gelegt werden, verschaffen Kühlung. Man kann auch gefrorene Flaschen in Tücher einwickeln als Kühlelemente. Nasse Tücher über den Hütten bringen oft auch Kühlung.
Sehr wichtig ist natürlich der Zugang zu genügend Trinkwasser. Wenn man aus dem Napf trinken kann (statt von einer Nippeltränke), kann man auch gleich das Kinn eintauchen und sich so erfrischen.
Grünfutter soll nur in so kleinen Mengen gegeben werden, dass es sofort gefressen wird. Liegengebliebenes Gemüse verdirbt schnell, und geschnittenes Gras gärt innert Kürze. Was nicht gefressen wurde, bitte entfernen, bevor es Bauchweh und lebensbedrohende Blähungen gibt. Und selbstverständlich sollte man Langhaartieren eine luftige Kurzhaarfrisur verpassen für die heisse Jahreszeit... Vorbeugen ist besser als heilen. Im Notfall muss sehr schnell gehandelt werden: Überhitzte Meerschweinchen in ein kühles, feuchtes Tuch wickeln, ev. Füsse in kühles Wasser stellen, und unverzüglich zum Tierarzt fahren!